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2022-10-24
Patricia Müller

Mittels smarter Pixelprüfung Fälschern auf der Spur

Natif.ai hat schon etliche Geldgeber von sich überzeugt. Neben den Pre-Seed-Investoren 468 Capital, dem High-Tech-Gründerfonds und Premius konnte das Unternehmen in der Seed-Phase Redalpine, F-LOG Ventures und Business Angel Phillipp Rechberg als Investoren für sich gewinnen. Im März schloss das Team die Seed-Finanzierungsrunde mit 5 Millionen Euro ab.

Schnell mal mit Photoshop eine Null auf der Rechnung ergänzt, schon erstattet die Versicherung einen mehrstelligen Betrag, der so nie veranschlagt war. Dieses Jahr nicht zur Zahnreinigung gewesen? Mit geändertem Datum winkt die Krankenkasse die Rechnung sicher auch in diesem Jahr durch. Derartige Fälschungen sind heutzutage teils so gut, dass ein Sachbearbeiter sie mit bloßem Auge nicht sieht. Die Technologie von natif.ai schaut genauer hin. Jeder Pixel wird geprüft. Die eigens entwickelte Dokumentenerkennung macht dies möglich. Bisher unterstützte das Startup seine Kunden dabei, Dokumente vollautomatisiert zu klassifizieren und sämtliche relevanten Datenpunkte zu extrahieren. Hierzu bietet natif.ai eine Plattform an (https://platform.natif.ai), die es Entwicklern erlaubt ihre dokumentenbasierten Prozesse zu automatisieren. Mit Unterstützung des CISPA-Inkubators hat das noch junge Unternehmen es sich nun zum Ziel gemacht, unter den digitalisierten und mittels KI verarbeiteten Dokumenten Fälschungen zu entlarven. Ein entsprechender Antrag für das StartUpSecure-Förderprogramm wurde kürzlich bewilligt.

Die KI soll in Zukunft kleinste Abweichungen in Schriftart, -farbe, -orientierung oder -größe erkennen, die als Artefakte bei der Bearbeitung eines Dokuments in Photoshop entstehen. Sie wird darauf trainiert, zu erkennen, dass etwas nicht stimmt. Liegen Liefer- und Rechnungsdatum beispielsweise zu weit auseinander? Passt die Artikelbeschreibung zum Preis und die Steuernummer zum Anbieter? „Die KI weiß, an welchen Stellen es lohnenswert ist zu fälschen. Sie lernt von den Pixeln und prüft, wie plausibel der Inhalt des Dokuments ist“, erklärt Nico Herbig. Die Erkennung sei zudem sehr schnell. Nico: „Wir verarbeiten alles mit Deep-Learning-Ansätzen auf Grafikkarten. Auch die Fälschungserkennung soll auf Grafikkarten laufen, damit wir Echtzeit-Usecases ermöglichen.“

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und CISPA angebotene Förderprogramm StartUpSecure, welches einen Forschungsanteil vorsieht, bietet natif.ai nun die Möglichkeit ein Jahr lang das Geschäftsfeld zu erweitern und mit den zur Verfügung gestellten Ressourcen die reine Dokumentenextraktion um eine Fälschungserkennung zu ergänzen. Nico: „In der Wissenschaft gibt es bereits Ansätze zur Fälschungserkennung, jedoch arbeiten diese im Gegensatz zu uns meist ohne Dokumentenverständnis.“ Die Inkubation am CISPA bringt beide Puzzleteile zusammen: Mit dem Know-how aus der CISPA-Forschung und dem Wissen der bereits bestehenden Lösung kann natif.ai die Dokumenten-KI gegen Fälschungen absichern.

Dr. Nico Herbig promovierte am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und machte die Schnittstelle zwischen Natural Language Processing und Human Computer Interaction zu seinem Thema. Als Mitarbeiter erster Stunde bei natif.ai kümmert sich Nico um die Produktausrichtung und -entwicklung, sowie um die Akquise und Durchführung von Forschungsprojekten.