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2023-01-16
Patricia Müller

Durchblick per Knopfdruck: Kertos lichtet den Datendschungel

Datenschutz gilt als wichtiges, aber durchaus auch leidiges Thema. Die Verwaltung personenbezogener Daten ist so manchem Unternehmen über den Kopf gewachsen. Ein Startup aus München hat nun einen Weg gefunden, das durch Betroffenenanfragen und Audits ausgelöste Daten-Desaster sicher und transparent zu lösen.

Auf der Suche nach einer neuen technischen Herausforderung liefen die Gründer Johannes Hussak und Alexander Prams ausgerechnet einem Juristen über die Füße. Kilian Schmidt hatte die Idee von Kertos schon im Kopf. Der promovierte Anwalt hatte in den Jahren zuvor in mehreren Startups gearbeitet und überall bestimmte das Thema Datenschutz den Alltag, sehr zum Leid einiger Mitarbeitenden. Die gängigen Lösungen halfen alle nichts, um sich bei operativen Tätigkeiten wie Auskünften, Löschungen oder dem regelmäßigen Erfassen von Verarbeitungsprozessen im Verfahrensverzeichnis echte Erleichterung zu verschaffen. Und so war es ein glücklicher Zufall, dass er auf Johannes und Alexander traf. Die beiden hatten in den Jahren zuvor Erfahrung mit Geschäfts- und Produktinnovationen und im Management gesammelt und zuletzt gemeinsam das Berater-Startup Aitaro gegründet. Die Idee, Kertos ins Leben zu rufen, überzeugte auch die dortigen Mitarbeitenden, mit dem Ergebnis, dass alle mit zum neuen Startup wechselten. Johannes: „Darauf sind wir sehr stolz! Wir sind ein eingespieltes Tech-Team.“

Die Idee hinter Kertos: Das Startup nahm das Desaster, das bei Datenschutzanfragen in Unternehmen ausgelöst wird, zum Anlass, alle damit verbundenen Prozesse zu vereinfachen. Ihre ersten Unternehmenskunden sahen sich mit diversen Problemen konfrontiert. Häufig war zunächst unklar, nach welchen konkreten Daten die Betroffenen anfragten, wo und in welcher Form sie vorlagen oder wer im Unternehmen dafür verantwortlich ist. Johannes: „Wir haben erlebt, dass bis zu 15 Leute in diese Prozesse involviert waren. Vielen wuchs das Thema über den Kopf.“ Also entwickelte das Startup ein Tool, das die IT-Infrastruktur zunächst über Schnittstellen verbindet und im Anschluss wie ein Röntgengerät durchleuchtet.  Angefragte Daten und Informationen werden somit auf Knopfdruck in der gesamten IT-Infrastruktur gesammelt und anzeigt. Zusätzlich sorgt künstliche Intelligenz dafür, dass das System aus den Entscheidungen, die der Datenschutzbeauftragte im Anschluss trifft, lernt.

Im Rahmen der Inkubation am CISPA hat sich Kertos vorgenommen, die Daten von Betroffenen noch sicherer zu machen. Denn mit dem Auftrag eines Unternehmens, personenbezogene Daten zu verarbeiten, werden die Daten an Kertos weitergegeben, für kurze Zeit dargestellt und anschließend gelöscht. Um diesen Prozess noch weniger angreifbar zu machen, soll eine Zero-Trust-Architektur den Informationsfluss minimieren. Johannes: „Dadurch kommen bei uns nur verschlüsselte Informationen an. Die echten Daten werden nicht mit uns geteilt, das bedeutet: Dieses Setup birgt für keine der beiden Seiten ein Risiko. Wir automatisieren die Befehle und die Infos bleiben immer beim Kunden.“

Bereits wenige Monate nach dem Start hatte Kertos namenhafte Kunden und unterstützt nun die sichere und automatisierte Verwaltung personenbezogener Daten im Live-Betrieb. Dies spart Unternehmen enorm viel Zeit und Geld und bringt den Datenschutz an einen Punkt, den Mitgründer und Anwalt Kilian glücklich macht: „Datenschutz wird endlich automatisiert und die operative Last wird nicht mehr auf Mitarbeitende abgewälzt.“ Unterstützt wurde das Startup durch eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde von mehr als einer Million Euro im Februar 2022. Lead-Investor ist 10x Founders. Ergänzt wird die Runde durch xdeck, Superlyst Ventures und einige Business Angels, darunter wefox-Gründer Fabian Wesemann und Gorillas-Gründer Ronny Shibley.

 

https://www.kertos.io/

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