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2023-07-04
Sebastian Klöckner

Nationale Sicherheitsstrategie – Drei Fragen an Prof. Dr. Thorsten Holz

Ein kurzes Interview  über die neue Nationale Sicherheitsstrategie

Im Juni hat die Bundesregierung die Nationale Sicherheitsstrategie präsentiert. Ziel ist es, mit einer "Politik der Integrierten Sicherheit" besser gegen Bedrohungen von innen und außen gewappnet zu sein und dynamischer auf die neuen Herausforderungen in der Welt - auch im Cyberrraum - reagieren zu können. Im Vorwort der 76 Seiten starken Sicherheitsstrategie, die zukunftsweisend für die Sicherheit in Deutschland ist, heißt es zum Ziel: "Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu wahren und unseren Beitrag zur Sicherheit Europas zu leisten." Dabei wird der Sicherheitsbegriff sehr weit gefasst und konzentriert sich nicht auf die  Verteidigung, sondern umfasst auch den Schutz von technischen Infrastrukturen, die Rohstoff-, Energie- und Ernährungssicherheit und die Cyber- und Weltraumsicherheit. Wir haben CISPA-Faculty Prof. Dr. Thorsten Holz drei Fragen zur neuen Nationalen Sicherheitsstrategie gestellt.

Welche Rolle spielen technologische Aspekte in der Nationalen Sicherheitsstrategie?

Als Forscher am CISPA bin ich froh, dass die neue Sicherheitsstrategie die Themen IT-Sicherheit und künstliche Intelligenz aufgreift. Im 21. Jahrhundert gehören diese Themen zu den Treibern für Innovation und Wirtschaftswachstum. Schwachstellen und Angriffsmöglichkeiten bieten sich da immer wieder. Wir am CISPA arbeiten mit unserer Forschung gegen diese Schwachstellen und Angriffsmöglichkeiten, die auch immer wieder in sicherheitskritischsten Infrastrukturen wie beispielsweise Energieversorgungsnetze, Wasserversorgung, Gesundheitsversorgung, Kommunikationsnetze und Verkehrsnetze auftauchen. Das hier etwas getan werden muss und der Fokus sich auch auf unsere Forschungsbereiche richtet, hat Außenministerin Annalena Baerbock in der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie erkannt und thematisiert. Sie spricht verschiedene Herausforderungen an, darunter auch Cyberattacken und Desinformationskampagnen. Das ist ein guter Anfang. Ich bin mir sicher, dass diese Themen auch weiterhin im Fokus bleiben, da sie tatsächlich eine ernsthafte Bedrohung für die nationale Sicherheit und die digitale Souveränität Deutschlands darstellen.

Wie beurteilen Sie die politische bzw. die gesellschaftliche Bedeutung der Strategie?

Die vorgestellte Sicherheitsstrategie setzt mutige und zielführende Schwerpunkte für den Schutz der digitalisierten Gesellschaft. Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft wollen gemeinsam die Cybersicherheit stärken. Die Bundesregierung will ihre Fähigkeiten zur Abwehr von Cyberangriffen stärken. Das sind richtige und wichtige Impulse, die die federführende Außenministerin Baerbock setzt.  

Vor allem das Kapitel  „Abwehr von Bedrohungen aus dem Cyberraum" ist wichtig. Um digitale Souveränität zu erreichen, soll gezielt in Technologieförderung investiert und die Weiterentwicklung von Sicherheitsstandards vorangetrieben werden. Ich finde, das sind richtige und bedeutsame Maßnahmen für den Aufbau und den Erhalt einer wehrhaften, starken Demokratie.

Was ist aus wissenschaftlicher bzw. aus Forschungssicht wichtig bei dieser Strategie?

Die entscheidenden Faktoren im Bereich Cybersicherheit werden bahnbrechende Fortschritte bei den methodischen Grundlagen der Informationsverarbeitung sein. Der Erfolg der nationalen Sicherheit, aber auch von digitalen Produkten, Dienstleistungen und Lösungen hängt maßgeblich von diesen Fortschritten ab. Methodische Fortschritte werden wichtige Möglichkeiten für die Wertschöpfung in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen eröffnen und die digitale Gesellschaft vor zukünftigen Bedrohungen schützen. In der Cybersicherheitsforschung setzt die neue Sicherheitsstrategie folgerichtig auf technologische Umbrüche wie etwa durch Künstliche Intelligenz. Deutschlands Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit beruht maßgeblich auf hoher Innovationskraft und auf technologischer und digitaler Souveränität. Deshalb will die Bundesregierung Wissenschaft und Forschung sowie die Innovationskraft gezielt fördern und Maßnahmen zum Schutz vor illegitimer Einflussnahme und illegitimem Wissensabfluss ergreifen.