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2022-10-26
Patricia Müller

Früher Forscher, heute Unternehmer

Mathias Bauer gehen die Ideen nicht aus. Nun hat er seine fünfte Firma ins Leben gerufen: Xpect AG. Mit mehr als 16 Jahren Erfahrung als Forscher gehört der Computerwissenschaftler zu den Mutigen, die den Weg als Unternehmer beschritten haben.

Man nehme eine gut gereifte Idee, eine große Portion wertvolle Kontakte, reichlich Risikobereitschaft gepaart mit absoluter Überzeugung und ein gesundes Maß an Geduld. So oder so ähnlich könnte das Rezept einer erfolgreichen Gründung lauten. In der Theorie kein Hexenwerk, in der Praxis die Königsdisziplin. Mathias Bauer hat offenbar vieles richtig gemacht, verstanden, wie man Theorie in die Praxis umsetzt. „In der Forschung wird viel für die Schublade produziert. Die Zitatquote war mein KPI, meine Währung.“

2001 startet er das nach seinen Aussagen erste Unternehmen, das Data Mining angeboten hatte, war damit aber zu früh am Markt. Er knüpft Kontakte, hat neue Ideen, meldet 2003 die nächste GmbH an, 2009 eine weitere. 2017 steigt der Wirtschaftsprüfer KPMG bei seinem Big-Data-Dienst KIANA Systems ein – Mathias Bauer schafft einen erfolgreichen Exit.

Sein Startup Xpect entwickelte Mathias Bauer ein Jahr lang eigenfinanziert, „weil nicht klar war, ob es machbar ist“. Mittlerweile arbeiten sieben Mitarbeiter bei Xpect, betreiben eine Pilotstudie mit Biovista, einem Marktforschungs-Startup, das ebenso zu Mathias Bauers Schöpfungen zählt.

Mit all den Stationen der vergangenen Jahre ist es nicht verwunderlich, dass Mathias Bauer sagt: „Das Netzwerk ist das A und O.“ Sein ganz persönliches Netzwerk hat er über lange Zeit aufgebaut. Der 58-Jährige aus Ensdorf weiß, bei welchen, vor allem lokalen, Playern es sich um vertrauenswürdige und seriöse Kontakte handelt und wo man eher nicht anklopfen sollte. „Wenn du merkst, du hast noch Ideen, dann brauchst du ein Umfeld, in dem du das umsetzen kannst“, sagt er. „Ich bin kein Einzelkämpfer, sondern baue auf Menschen, mit denen ich schon länger zusammenarbeite und denen ich vertrauen kann. Meine Mitstreiter kenne ich teilweise schon über 30 Jahre. Manche haben bei mir schon ihre Diplom- oder Doktorarbeit geschrieben. Ich verbringe gerade in einem Startup meine Zeit ungern mit kleinteiligem Controlling. Da hilft es enorm, Menschen um sich zu haben, denen man vertraut.“

Sein Fachwissen und Marktverständnis nutzt er auch um andere Startups zu unterstützen, investiert selbst in innovative Geschäftsmodelle und kann einschätzen, an was es Teams noch fehlt, um erfolgreich zu sein. Seiner Ansicht nach verstecken sich Gründer zu lange hinter öffentlichen Förderungen, wagen sich nicht an den Markt, scheuen sich vor unangenehmen Fragen von Investoren, vor „blutigen Nasen“. Mathias: „Die Risikoaversität sehe ich bei der aktuellen Gründergeneration sehr stark. Jeder möchte ein Unicorn werden, aber nicht auf eine sichere Altersvorsorge oder regelmäßige Urlaube verzichten. Natürlich sollte man immer mit doppeltem Boden arbeiten, einen Plan B haben, aber sich dennoch voll auf eine Sache einlassen können.“

Risikobereitschaft sieht er aufgrund der momentanen Marktsituation auch nicht bei den Wagniskapitalgebern, „die Investoren sind zögerlich“. Gerade im Deeptech-Bereich stehen grundsätzliche Investitionsabsichten im Widerspruch mit der derzeitigen Trägheit etwas zu wagen. Mit Unterstützung von CISPA beantragt Xpect nun Fördermittel der Initiative StartUpSecure des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, um sein Startup wachsen zu lassen und es nachhaltig weiterzuentwickeln.

Das Startup Xpect beschäftigt sich damit, Wissen, das in Unternehmen in vielen Dokumenten und Datenbanken, zum Teil unstrukturiert, vorhanden ist, aufzubereiten, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Das Ziel ist es, Prozesse besser zu verstehen, sei es im Bereich Compliance, Datenschutz oder CO2-Reporting. „Unternehmen haben ein Interesse daran, welche strukturellen Prozesse nicht korrekt ablaufen und wollen bestenfalls im Vorfeld erkennen, was schiefläuft, weil es zu wirtschaftlichen Schäden oder Problemen mit dem Gesetz führen kann“, sagt Mathias Bauer. „Wir modellieren die Prozesse als mathematische Objekte, deren Eigenschaften man beweisen kann. Somit können wir abbilden, was im Unternehmen passiert, sowohl strukturelle Prozesse, die in hoher Stückzahl durchlaufen, als auch wissensbasierte Prozesse, bei denen sich Unternehmen an Regularien halten müssen.“ Großen Wert legt der Unternehmer darauf, darzustellen, ob die Prozesse denn auch sicher sind oder ob es Schwachstellen gibt, die ausgenutzt werden könnten. Gemeinsam mit Experten von CISPA baut Mathias Bauer nun sein Fachwissen weiter aus, um seine Erfolgsgeschichte mit seiner neusten Idee weiterzuschreiben.