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2024-01-10
Felix Koltermann

Episode 28: Forschung an der Schnittstelle von Informationssicherheit und Privatsphäre

Eine neue Episode unseres CISPA-TL;DR Podcasts ist online! Sie ist wieder Teil unserer Reihe #WomenInCybersecurity. Darin sprechen wir mit Dr. Christine Utz über Cybersicherheit und Datenschutz. Die CISPA-Forscherin hat eine bemerkenswerte interdisziplinäre Studienkarriere mit Abschlüssen in Jura und Informationssicherheit hinter sich. Was sie an Interdisziplinarität fasziniert, welchen Forschungsthemen sie sich aktuell zuwendet und mit welchen Methoden sie nach Antworten sucht, sind Themen des Podcasts. Das Gespräch wurde auf Deutsch geführt und ist jetzt überall verfügbar, wo’s Podcasts gibt.

Wenn es um ihr Forschungsziel geht, hat die CISPA-Forscherin Dr. Christine Utz eine klare Vorstellung: „Ich möchte es Nutzer:innen gerne erleichtern, ihr Recht auf Privatheit in der digitalen Welt durchzusetzen“, so Utz im Podcast. Als große Hürde sieht sie dabei, dass das Recht den technischen Entwicklungen oft hinterherhinkt. „Das ist wie ein Katz und Maus Spiel. Wenn ich einen Tracking-Mechanismus habe und dazu einen Gegenmechanismus entwickele, bauen die Tracker wieder einen Mechanismus drumherum“, erzählt sie. Aber all dies schreckt sie nicht ab, im Gegenteil: „Ich möchte Mittel und Wege finden, wie man dem Defizit zwischen rechtlichen Regelungen und der Wirklichkeit begegnen kann. Vor dem Hintergrund möchte ich erforschen, was es für neue Bedrohungen für Nutzer:innen gibt.“

Wichtig ist ihr dabei, immer auch die Nutzer:innenperspektive im Blick zu behalten. „Gut wäre es, wenn wir die Menschen nicht mit Zustimmungsdialogen oder Datenschutzerklärungen überfordern würden, sondern von Grund auf Geräte und Services so bauen, dass sie diese Rechte von Anfang an respektieren“, erklärt Utz. Hierbei spielt die Datenschutzgrundverordnung eine entscheidende Rolle, so die CISPA-Forscherin weiter: „In der DSGVO gibt es den Grundsatz Datenschutz by Design and by default. Dies bedeutet, dass es von Anfang in die Systeme eingebaut werden soll, anstatt zum Schluss einfach nur drübergestülpt zu werden. Das erfordert ein großes Umdenken und ist wirtschaftlichen Entwicklungen ausgesetzt, die das ganze etwas erschweren.“

Interdisziplinarität als Haltung

Das bemerkenswerte an Utz` Biografie ist, dass sie nach einem abgeschlossenen Jurastudium mit Informationstechnik nochmal komplett von vorne startete. Die Faszination für IT-Themen begleitete sie dabei seit der Schulzeit: „Ich habe mir schon in der 5. Klasse einen PC gewünscht und mir alles mit Büchern für PC-Kids selbst beigebracht.“ Interdisziplinär war dann nicht nur ihre Studienkarriere mit zwei Abschlüssen aus ganz verschiedenen Fächern, sondern auch ihre Promotion an der Ruhr-Uni Bochum. Sie arbeitete dort am Promotionskolleg „Sechuman – Sicherheit für Menschen im Cyberspace“ mit einem Juristen zusammen. Gefragt danach, was sie selbst mit Interdisziplinarität verbindet, antwortete sie im Podcast: „Man lernt in dieser Arbeit, dass man sich von seiner Fachbrille etwas löst und Dinge auch so darstellt, dass sie auch Menschen verstehen, die einen anderen Hintergrund haben.“

Flexiblere Studienmodelle und der Umgang mit dem akademischen Alter

Herausforderungen im Wissenschaftssystem im Allgemeinen und in der Informationssicherheit im Besonderen sieht Utz weniger bei Genderthemen, als in Bezug auf den Umgang mit dem akademischen und dem biologischen Alter. „Der Einstieg fällt einem schwerer, wenn man vorher schon etwas anderes studiert hat“, so Utz. Deswegen hat sie zum Beispiel einen Studienkredit aufgenommen, um schneller fertig zu werden. Wünschen würde sie sich, dass es flexiblere Studienmodelle gäbe, um die Nachteile eines Zweitstudiums auszugleichen oder ein Studium zu einem späteren Zeitpunkt im Leben zu erleichtern. Ähnliches sollte auch bei Einstellungsprozesse beachtet werden, so Utz: „Es ist wichtig, dass auf das akademische, nicht das biologische Alter geschaut wird.“

Auch wenn es Zufall ist, so ist doch bemerkenswert, dass Utz nach Bochum im Ruhrgebiet mit Sankt Ingbert im Saarland nun erneut in einer Region im Strukturwandel arbeitet. „Ich finde all diese Relikte aus vergangenen Zeiten sehr spannend“, so Utz Meinung zu dem Thema. „Es ist toll zu sehen, wie die anders genutzt und neuen Verwendungen zugeführt werden. Ich fand bei unserem Event „CISPAlovesIGB“ die Räumlichkeiten sehr beeindruckend. So führt man Vergangenheit und Zukunft zusammen.“ Zum Abschluss des Gesprächs gesteht sie noch, dass sie ihre Arbeit so ernst nimmt, dass sie ihr Handy Google-Frei gemacht hat. So fühlt sie sich besser geschützt vor Datenabfragen.

TL;DR, Abkürzung für “Too Long Didn‘t Read”, ist der CISPA Podcast, mit „Women in Cybersecurity“ als Special Edition. Wir sind damit seit 2022 On Air und auf allen gängigen Podcastplattformen. Jeden Monat sprechen wir mit CISPA-Forscher:innen über ihre Arbeiten zu Cybersicherheitsthemen und Künstlicher Intelligenz und versuchen ihnen genau die Fragen zu stellen, die sich die Hörer:innen auch stellen. Unser Ziel ist, komplexe Themen in einfacher Sprache zu erklären. Da am CISPA Menschen aus 49 Nationen arbeiten, werden die Gespräche mal auf Deutsch, mal auf Englisch geführt.