„Ich finde, dass man sich als Frau oder Mann für jeden Beruf bewerben kann, den man möchte. Beide können gleich gut sein. Die Hauptsache ist, dass der Beruf Spaß macht“, sagt der 13-jährige Selmedin Repplinger aus Gersweiler und bringt damit auf den Punkt, worum es beim Boys‘ und Girls‘ Day jedes Jahr geht: Jungs und Mädchen jenseits aller Klischees und Rollenbilder Einblicke in die Berufspraxis zu geben. Einen ganzen Tag lang hatten am Donnerstag, 28. April, neben Selmedin auch der 13-jährige Ian Minke, der gleichaltrige Leon Niklas Schledorn und der 11-jährige Azad Atsal die Gelegenheit, mehr über das CISPA und den Beruf von Rechtsanwaltsfachangestellten zu erfahren.
Die vier Jungs starteten den Tag am CISPA-Hauptgebäude in Saarbrücken, wo ihnen Andreas Walcker-Mayer, Chef der Stabstelle Recht und Lizenzen, das Forschungszentrum zeigte und ihnen mehr über die Arbeit von Cybersicherheitsforscher:innen erzählte, bevor es anschließend mit dem Sprinter zum Standort Halberg ging. Dort besichtigten die Jungs die Büros der Rechtsabteilung. Vor Ort konnten ihnen die CISPA-Mitarbeiterinnen und gelernten Rechtsanwaltsfachangestellten Vanessa Scheer und Nadine Balzert am besten erklären, welche Aufgaben sie Tag für Tag erledigen. Schnell ging es von der Theorie in die Praxis: Die Jungs setzten einen eigenen Vertrag auf und begleiteten den fiktiven Unterschriftenlauf im Haus. „Das hat mir total Spaß gemacht“, sagt der 11-jährige Azad Atsal. Er ist vielseitig interessiert und freute sich, auch kurz mit dem Architekten des CISPA reden zu können und einen Blick auf den Entwurf des Neubaus für die Erweiterung des CISPA-Campus zu werfen. „Architekt zu werden, fände ich gut. Aber Rechtsanwaltsfachangestellter zu sein, ist auch interessant. Vielleicht werde ich auch das.“
Leon Niklas Schledorn, 13, aus Neuweiler, weiß eigentlich schon, wo für ihn die berufliche Reise irgendwann hingehen soll: „Ich will später zur Bundeswehr, wie mein Stiefvater. Aber wenn das nicht klappt, kann ich mir auch gut vorstellen, Rechtsanwaltsfachangestellter zu werden.“ Diese Pläne teilt er mit seinem Klassenkameraden Ian Minke aus Quierschied. „Ich fand den Tag und alles, was ich über den Beruf gehört habe, sehr interessant“, sagt der 13-Jährige. Das Angebot des CISPA haben die Jungs auf der Webseite des Boy’s Day gefunden. Auf den Aktionstag hingewiesen wurden sie von ihren Lehrer:innen.
Dass mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent viel mehr Frauen als Männer den Beruf von Rechtsanwaltsfachangestellten ausüben, können sich die Jungs nicht erklären – und es spielt für sie auch keine Rolle. „Die sind da ganz unvoreingenommen rangegangen“, sagt Andreas Walcker-Meyer und ergänzt: „Und sie haben wirklich alles super mitgemacht.“ Vanessa Scheer sagt: „Ich habe das Gefühl, dass wir die Jungs für unseren Beruf begeistern konnten.“ Kollegin Nadine Balzert ergänzt: „Uns war wichtig, zu zeigen, dass der Beruf sehr vielseitig ist und zum Beispiel in einer Forschungseinrichtung ganz anders aussieht als in einer Kanzlei.“ Die Idee am Boys‘ Day teilzunehmen, kam Andreas Walcker-Mayer, als er eine Information des Deutschen Anwaltsvereins dazu las. „Bei den Ausbildungszahlen hat sich leider ein Abwärtstrend verfestigt. Der Beruf ist aufgrund des damit einhergehenden Fachkräftemangels zum Nischenberuf geworden. Aber trotz der voranschreitenden Digitalisierung ist er keineswegs vom Aussterben bedroht, sondern vielmehr im Wandel. Die aus unserer Sicht weit überwiegenden positiven Aspekte dieses Wandels haben wir den Jungs heute nähergebracht.“
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Kantine am Halberg uns einer kurzen Partie Tischfußball ging es wieder zurück ans CISPA Hauptgebäude, wo CISPA-Faculty Dr. Michael Schwarz Leon, Ian, Selmedin und Azad mehr über seine Forschung erzählte. „Wie so ein Hackerangriff abläuft, fand ich super spannend“, sagt Ian. Selmedin stimmt ihm zu: „Das fand ich auch cool. Ich interessiere mich wie mein Vater sehr für Computer.“
Ein 10-Finger-Schreibwettbewerb sorgte am Nachmittag für Spaß und weckte den sportlichen Ehrgeiz der Jungs. Anschließend rundete ein kurzer Vortrag zum Thema „Wie wird man Rechtsanwaltsfachangestellter?“ den gemeinsamen Tag ab. In einem sind sich am Ende des Tages die Jungs einig: „Wir kommen gerne nochmal ans CISPA und wollen uns auch noch andere Berufe am Zentrum anschauen.“
Was ist der Boys‘ Day?
Der Boys‘ Day wird seit 2011 von der Bundeskoordinierungsstelle im Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. veranstaltet. Der Aktionstag unterstützt Jungen und junge Männer dabei, den für sie passenden Beruf zu finden – frei von Klischees, entsprechend ihrer Interessen und Fähigkeiten. Der Boys‘ Day ist ein niedrigschwelliges Angebot und soll den Teilnehmern vielfältige Informationen und Einblicke in die Berufspraxis bieten. Kooperationspartner sind Unternehmen und Institutionen aus den Bereichen Gesundheit und Pflege, Soziale Arbeit, Erziehung und Bildung, Jugend und Gleichstellung sowie Dienstleistung und Handwerk, Schulen und Hochschulen, Arbeitsagenturen und Gewerkschaften.
