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2025-03-27
Annabelle Theobald

Von den Besten lernen: Die Distinguished Lecture Series erklärt

Wissenschaft lebt vom Austausch, vom Blick über den eigenen disziplinären Tellerrand und von geteiltem Wissen. Die Distinguished Lecture Series (DLS) am CISPA fördert all dies: Regelmäßig kommen renommierte Forschende aus verschiedenen Gebieten der IT-Sicherheitsforschung und aus dem Bereich des vertrauenswürdigen maschinellen Lernens ans CISPA und teilen in der Vortragsreihe ihre Erkenntnisse mit CISPA-Forschenden. Doch was genau macht die DLS so besonders? Wer kann teilnehmen und wie werden die Speaker:innen ausgewählt? In diesem Interview geben Krikamol Muandet und Wouter Lueks, CISPA-Faculty und derzeitige Co-Organisatoren der Distinguished Lecture Series, Einblicke hinter die Kulissen und erklären, warum diese Vorträge so relevant sind.

 


Die Distinguished Lecture Series gibt es nicht nur am CISPA, sondern ist auch in anderen Universitäten und Institutionen gelebte Praxis des wissenschaftlichen Austauschs. Könnt ihr kurz erklären, was die Idee dahinter ist?

Krikamol: Die Idee ist, dass Forschende, die bereits in ihrem Feld etabliert sind, zu uns ans CISPA kommen und uns Einblicke in ihre Arbeit und ihren Karriereweg geben und so einen Teil ihrer gewonnen Erfahrung und Weisheit mit uns zu teilen. Gerade für PhD-Studierende und Postdocs ist das eine gute Gelegenheit, mit Top-Forschenden in ihrem Forschungsfeld in Kontakt zu kommen. 

Wouter: Auch für uns als Faculty ist es toll, so erfahrene Kollegen da zu haben, damit sie ihre Vision und vielleicht auch ihre Leidenschaft für das, was sie tun, mit uns teilen. Noch spannender als die Vorträge sind aber oft die Gespräche danach. Unsere Gäste haben an diesen Tagen echt was zu tun, weil viele junge und auch erfahrene Forschende sie treffen wollen. Es ist einfach eine tolle Möglichkeit, gute und wichtige Ratschläge zu bekommen.

Worum geht es in den Vorlesungen und sind sie nur für Forschende im selben Forschungsbereich gedacht?

Wouter: Es geht darin um die größere Vision. Es sind eher Impulsvorträge als Vorlesungen – die können retrospektiv sein, aber auch zukunftsgerichtet. Oft geht es darum, wie sich Forschungsbereiche entwickelt haben oder was der Forscher denkt, wo sie sich hin entwickeln werden. Der Fokus ist etwas weiter, was diese Vorträge auch so wertvoll und inspirierend macht.

Krikamol: Ja, das stimmt. Die Idee ist eher nicht, die letzte wissenschaftliche Arbeit zu diskutieren. Vielmehr sollte ich als Zuhörer am Ende wissen, warum derjenige tut, was er in den vergangenen 20 oder 30 Jahren getan hat. Mich interessiert besonders, wie die Menschen in ihr Feld gekommen sind, mit welcher Idee sie gestartet sind und was sich in der Zwischenzeit alles geändert hat.  

Woher wisst ihr, wen ihr aus Forschungsbereichen einladen solltet, in denen ihr selbst keine Experten seid?

Krikamol: Wir bitten unsere Kolleg:innen, interessante Gäste zu nominieren. Danach schauen wir uns die Profile der vorgeschlagenen Personen genauer an und diskutieren darüber, wen wir einladen wollen.

 Wouter: Es ist, ehrlich gesagt, aber auch nicht so schwer zu wissen, wer wichtig in seinem Feld ist. Oft ist es schon ein guter Indikator, ob uns der Name etwas sagt oder nicht. Wir – das ist neben Krikamol und mir auch Cris Staicu, der gemeinsam mit uns im Komitee sitzt –haben mittlerweile einen ganz guten Überblick über die meisten Forschungsbereiche am CISPA. Zudem bekommt man auf Konferenzen und in Gesprächen auch schnell mit, wer Koryphäen auf ihrem Gebiet sind.

Hat euch schonmal Ein Gast wahnsinnig beeindruckt?

Wouter: Es fällt mir schwer, einzelne Menschen zu nennen, die für mich herausstechen, ich kann eher sagen, dass ich die gesamte Erfahrung diese Vorträge zu besuchen, als sehr wertvoll empfinde. Ich hatte viele tolle Gespräche, erst kürzlich zum Beispiel mit Amir Herzberg von der Universität Connecticut, der bei uns zu Gast war. Es war nicht nur sein Vortrag super spannend, er ist auch einfach eine wahnsinnig nette Person. Solche Interaktionen bestärken mich darin, zu tun, was ich tue, aber mich auch zu fragen, ob ich noch auf andere Art und Weise etwas beitragen könnte.

Krikamol: Ich könnte mich auch nicht für einen Speaker entscheiden. Ich finde die meisten Vorträge sehr inspirierend. Weil sich darin zeigt, dass es nicht den einen Weg in der Forschung gibt, es gibt nicht die eine Art etwas zu tun, sondern sehr verschiedene Wege und alle können zum Erfolg führen.

Wenn ihr euch einen Gast wünschen dürftet, egal ob historisch oder aktuell, wen würdet ihr gerne einladen?

Krikamol: Ich würde gerne mal mit Geoffrey Hinton sprechen. Er ist Informatiker und hat 2024 den Nobelpreis in Physik für seinen Beitrag zur Ermöglichung von maschinellem Lernen mit neuronalen Netzen erhalten. Dass ein Nobelpreis in diesem Bereich überhaupt jemals vergeben wird, konnte ich mir vorher gar nicht vorstellen. Ein Gespräch mit ihm ist sicher sehr spannend.

Wouter: Auch wenn er kein Informatiker ist, würde ich mich für Richard Feynman entscheiden. Er ist ebenfalls Nobelpreisträger in der Physik. Leider ist er bereits verstorben. Was mich inspiriert ist seine Fähigkeit, großartige wissenschaftliche Beiträge zu leisten und gleichzeitig viel Wert darauf zu legen, diese Ideen auch zu vermitteln und zu lehren.