CISPA-Faculty Dr. Lucjan Hanzlik wird Tenured-Faculty am CISPA
Herzlichen Glückwunsch zum neuen Status als Tenured Faculty. Was bedeutet dieser Karriereschritt für dich?
Das ist ein großartiger Erfolg! Ich freue mich sehr, dass ich es geschafft habe, und bin froh, dass meine Forschung erfolgreich war und in der Community gut ankommt. Es fühlt sich wie der natürliche nächste Schritt an und ist etwas, das man irgendwann erreichen möchte. Tatsächlich ist dies mit 37 Jahren meine erste unbefristete Stelle und das fühlt sich richtig gut an. Der Prozess selbst war für mich keine große Belastung. Ich habe mich vor allem auf die Forschung konzentriert. Sehr hilfreich war die Zwischenevaluation: Ich bekam klares Feedback, was ich verbessern sollte, und genau darauf habe ich mich dann fokussiert. Als ich wusste, woran ich arbeiten musste, war es nur noch eine Frage der Umsetzung und des Wartens auf die Ergebnisse. Auch meine Kryptographie-Kolleg:innen am CISPA haben mich sehr unterstützt. Sie sagten mir, ich solle mir keine Sorgen machen, und das hat sehr geholfen.
Was macht die Arbeit am CISPA für dich besonders?
Für mich ist das vor allem die Freiheit. In meiner Forschung kann ich tun, was ich möchte. Solange ich auf Top-Tier Konferenzen veröffentliche, gibt es keine Vorgaben in eine bestimmte Richtung. Das schätze ich sehr. Und die Menschen hier sind großartig – das ganze Stockwerk, die Gruppen um mich herum – es ist eine wirklich gute Gemeinschaft. Ich habe es geschafft, Verbindungen aufzubauen und Leute zu finden, mit denen ich mich austauschen kann. Das bedeutet mir viel.
Du arbeitest im Bereich der angewandten Kryptographie und Kryptographie für eingebettete Systeme. Womit hast du dich während deiner Tenure-Track-Phase hauptsächlich beschäftigt?
Die Hauptthemen, auf die ich mich konzentriert habe, waren Blind Signatures und FIDO-Authentifizierungstokens. Blind Signatures ermöglichen es einer Person, von einer Autorität – etwa einer Bank – eine Signatur zu erhalten, ohne dabei die eigentliche Nachricht offenzulegen. Dieses kryptografische Verfahren kann in konkreten Projekten wie dem EU-Projekt zur digitalen Identitäts-Wallet Anwendung finden. Die Idee dieser Wallet ist es, Bürger:innen die Kontrolle über ihre digitale Identität zu geben. Man kann selbst entscheiden, welche Informationen offengelegt werden sollen – zum Beispiel nur das Alter – ohne den Namen oder die vollständige Identität preiszugeben. Blind Signatures sind dabei ein Baustein, der die Sicherheitsfunktionen der Wallet verbessern und die Privatsphäre der Nutzer:innen schützen kann. Das zweite Thema, FIDO-Authentifizierung, betrifft die kleinen Tokens, die Menschen zur Authentifizierung verwenden, ähnlich den Passkeys, die Apple und Google auf ihren Smartphones einsetzen. Meine Arbeit in diesem Bereich war eher theoretischer Natur: Ich habe die Protokolle und ihre Sicherheit formal definiert und zudem einige Verbesserungen vorgeschlagen, die neue Datenschutzfunktionen einführten.
Was war dein größter Erfolg während deiner Zeit am CISPA – oder welcher Moment macht dich besonders stolz?
Das war das Jahr 2023, in dem viele meiner Paper angenommen wurden. Nach der Zwischenevaluation hatte ich mir vorgenommen, mehr mit meinen Studierenden zusammenzuarbeiten und mehr zu publizieren. Das hat dann auch geklappt! Wir konnten mehrere Paper gemeinsam mit Studierenden und externen Partnern veröffentlichen. Das war ein tolles Gefühl. Als ich dann mein Dossier vorbereitete, sah ich in den CS-Rankings, dass ich 2023 zu den Forschenden mit den höchsten Publikationspunkten am CISPA gehörte. Das war ein schönes Erfolgserlebnis und eine Bestätigung, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Du arbeitest nun seit acht Jahren am CISPA, angefangen als Postdoc im Jahr 2017. Wie hast du die Entwicklung der Institution erlebt?
Ich habe 2017 als Postdoc in der Forschungsgruppe von Michael Backes begonnen. Damals waren wir noch Teil der Universität des Saarlandes. Die Gruppe war sehr klein, und meine heutigen Faculty-Kollegen Ben Stock und Sven Bugiel waren ebenfalls noch Postdocs und Forschungsgruppenleiter bei Michael. Wir waren nur ein paar Postdocs und Doktoranden, die in einem großen Raum zusammenarbeiteten. Das war alles sehr familiär. Dann wurde ich Teil des CISPA-Stanford-Programms und ging für einige Jahre in die USA, bevor ich 2020 zurückkam. Inzwischen war die Gruppe deutlich gewachsen und auf verschiedene Standorte verteilt. Natürlich hat auch COVID einiges verändert, aber mittlerweile sehe ich, dass die Leute wieder daran arbeiten, dieses Gemeinschaftsgefühl neu aufzubauen. CISPA ist heute eines der führenden Forschungszentren für Cybersicherheit weltweit. Das ist eine enorme Entwicklung in nur wenigen Jahren.
Worauf möchtest du dich in deiner Forschung in den nächsten Jahren konzentrieren?
Ich werde weiterhin an datenschutzfreundlicher Kryptographie arbeiten. Außerdem möchte ich stärker in den Kryptowährungs-Bereich einsteigen. Und zwar weniger auf die Blockchain selbst bezogen, sondern auf die Kryptographie, die Kryptowährungen überhaupt erst ermöglicht.
Wird sich deine Arbeit nun, da du „tenured“ bist, verändern?
Eigentlich nicht viel, außer dass ich mehr Zeit für praxisbezogene Projekte haben werde. Während des Tenure-Tracks habe ich mich stark auf das Schreiben von Papern und theoretische Projekte konzentriert. Aber jetzt möchte ich mehr experimentieren. Ich stehe nicht mehr unter dem Druck, so viele Veröffentlichungen zu produzieren und kann mich daher auf tiefere, praxisnähere Projekte konzentrieren. Meine Gruppe wird wahrscheinlich wachsen, und ich werde mehr Studierende betreuen können. Ich habe bereits einige hervorragende Masterstudierende, die als studentische Hilfskräfte mitarbeiten, und ich werde versuchen, sie zu halten. Das ist nicht schwer, denn das CISPA bietet hervorragende Fördermöglichkeiten und Verträge und das zieht gute Leute einfach an.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für deine weitere Forschung!