Impfpass-Postings bergen Gefahren
Die Freude über eine Corona-Impfung ist bei vielen Pandemiegeplagten sehr groß. Immer häufiger veröffentlichen Menschen nach dem Piks ein Foto von ihrem Impfpass in den sozialen Netzwerken. Warum das nicht nur für Fälscher ein gefundenes Fressen ist, erklärt CISPA-Faculty Dr. Nico Döttling.
Glücklich ist, wer bereits geimpft wurde und damit einen höheren Gesundheitsschutz genießt. Auch der Stempel im Impfpass wird mit jedem Tag wertvoller, da für Geimpfte einige Beschränkungen wegfallen. In Messenger-Diensten wie Telegram boomt bereits das Geschäft mit gefälschten Impfpässen. Die gelben Heftchen gehen für 150 Euro und mehr über die digitale Ladentheke, wie schon vor einigen Wochen die Recherchen des ARD-Politik-Magazins „Report Mainz“ zeigte. Das Bundesgesundheitsministerium warnt Internetnutzer:innen davor, nach der Impfung ihren Impfpass in den sozialen Netzwerken zu posten. „Kriminelle können die darauf sichtbaren Daten wie Chargennummer, Stempel der Praxis oder die Unterschrift der Ärzte für Fälschungen missbrauchen“, heißt es in einem Tweet des BMG aus dem April. Doch die Schützenhilfe für Fälscher ist nicht die einzige Gefahr, die von einem Impfpass-Posting ausgeht. Die sensiblen Gesundheitsdaten, die Geimpfte mit der Veröffentlichung ihres Impfpasses preisgeben, können auch zu anderen Zwecken missbraucht werden.
„Es gibt Firmen, die darauf spezialisiert sind, so viele Informationen wie irgend möglich über Internetnutzer:innen zu sammeln. Das sind nicht mal Google und Facebook, sondern versteckte Player, die damit das große Geld verdienen“, erklärt Cybersicherheitsexperte Nico Döttling. Die Unternehmen durchforsteten dafür unter anderem die sozialen Medien und legten digitale Profile von den Menschen an. Die so gewonnen Daten verkauften sie an andere Firmen, an Arbeitgeber oder Versicherungen. „Der Einblick in die Gesundheitshistorie – und dazu gehört auch, welche Impfungen man hat – kann beispielsweise für eine Versicherung sehr interessant sein“, erklärt Döttling. So könnten unter Umständen der Zeitpunkt der Corona-Impfung oder andere im Impfpass vermerkte Immunsierungen Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand der Person zulassen. Da vorerkrankte Menschen für Versicherer ein finanzielles Risiko darstellen, könne ein solches Wissen –zumindest bei den Privatversicherern –zur Ablehnung der Aufnahme führen.
„Mit Gesundheitsdaten sollte man daher sehr, sehr vorsichtig umgehen“, rät Döttling. Auch wenn Fotos verpixelt gepostet würden oder Informationen auf andere Art unkenntlich gemacht werden, sei es oftmals möglich, diese wieder sichtbar zu machen. Auch hier warnt der 38-Jährige davor, sich in falscher Sicherheit zu wähnen. Seiner Freude über eine Impfung sollte man daher besser im persönlichen Gespräch über den Gartenzaun als in den sozialen Medien Ausdruck verleihen.