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2025-09-09
Felix Koltermann

CISPA-Faculty Dr. Swen Jacobs wird neuer Tenured-Faculty am CISPA

Dr. Swen Jacobs ist seit 2018 CISPA-Faculty und leitet die Gruppe Rigorous Analysis and Design. Er ist Teil des Forschungsbereichs Verlässliche Sicherheitsgarantien. Nach erfolgreicher Evaluation seiner Forschungsleistungen bekommt er nun eine Stelle als Wissenschaftler auf Lebenszeit. Im Interview erzählt er uns, was dieser Schritt für ihn bedeutet und was die Themen sind, die ihn als Forscher am CISPA in Zukunft beschäftigen werden.

Zu Beginn herzlichen Glückwunsch zum neuen Status als Tenured-Faculty. Welche Bedeutung hat es für Dich, diesen Karrierepunkt erreicht zu haben? 

Der Weg zu einer unbefristeten Stelle in der akademischen Forschung (und Lehre) bietet wenig Planungssicherheit und ist von allerlei Zufällen abhängig. Mein eigener Weg war in den letzten Jahren ziemlich steinig, deshalb freut es mich umso mehr, dass sich die harte Arbeit unter diesen schwierigen Umständen für mein Team und mich ausgezahlt hat. Dass ich von Kolleg:innen innerhalb und außerhalb des CISPA für den Tenure-Status empfohlen wurde, habe ich als große Wertschätzung empfunden.

Was macht die Arbeit am CISPA für Dich besonders? 

Was mich am CISPA beeindruckt, auch im Vergleich zu allen Universitäten und Forschungseinrichtungen, die ich näher kennenlernen durfte, ist der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung unter den Kolleg:innen. Wer ein neues Forschungsprojekt plant oder eine Frage hat, egal ob wissenschaftlicher oder genereller Natur, kann immer auf wertvolles Feedback und Unterstützung zählen. Darüber hinaus war es fantastisch, das Wachstum des CISPA mitzuerleben, von wenigen Dutzend Mitarbeitenden, die sich fast alle gegenseitig mit Namen kannten, bis zum heutigen Stand als weltweit führende Forschungseinrichtung auf unserem Gebiet.

Du arbeitest im Themenfeld der Formalen Verifikation. Was waren die Themen, die Dich während Deiner Tenure-Track-Phase beschäftigt haben? 

Meine Gruppe beschäftigt sich vor allem mit formalen Modellen verteilter Systeme, zum Beispiel Protokollen für verteilte Berechnungen in der Cloud.  In diesem Bereich haben wir neue Methoden entwickelt, um beweisbar korrekte Systeme zu erhalten, die erstmals drei wichtige Aspekte in sich vereinen: erstens können wir Korrektheitseigenschaften unabhängig von der Anzahl der Komponenten im System garantieren, zweitens gelten sie, auch wenn es im System (separat modellierte) Fehler oder Angreifer gibt, und drittens sind die Beweismethoden modular, so dass wir sie auf immer komplexere Systeme anwenden können. 

Neuerdings beschäftigen wir uns auch mit dem automatischen Lernen formaler Modelle aus Beobachtungen der Kommunikation innerhalb eines verteilten Systems. Hier haben wir den ersten Ansatz entwickelt, der automatisch Protokolle von Systemen mit beliebig vielen Komponenten lernen kann.

Was war Dein größter Erfolg in der Zeit am CISPA oder auf welchen Moment bist Du am meisten stolz?  

Da gibt es für mich nicht diesen einen Moment oder Erfolg. Ein sehr besonderer Moment war sicher die Promotion meines ersten Doktoranden. Generell empfinde ich Stolz am ehesten dafür, wie ich den Mitgliedern meines Teams auf ganz individuelle Weise auf ihrem Weg helfen konnte.

Worauf willst Du Dich in den nächsten Jahren in Deiner Forschung konzentrieren?

Bisher war unsere Arbeit stark auf theoretische Aspekte fokussiert, auch wenn wir immer mal wieder Prototypen zur Demonstration unserer Methoden implementiert haben. Die Arbeit an der Theorie wird natürlich nicht aufhören, aber in den nächsten Jahren will ich mich zusätzlich damit beschäftigen, ausgereifte Tools für andere Wissenschaftler:innen, aber vielleicht auch für ein breiteres Publikum zu entwickeln. Von unseren Techniken können sowohl diejenigen profitieren, die neue Protokolle für verteilte Systeme in der Theorie entwerfen, als auch diejenigen, die sie nachher in echter Hard- und Software implementieren. Das erfordert eine große Investition in Entwicklungsarbeit auf unserer Seite, die wir nun angehen wollen.

Wird sich etwas an Deiner Arbeit ändern, jetzt wo Du „tenured“ bist? 

Ja, ich denke als Tenured-Faculty ändert sich schon etwas Substantielles. Während des Tenure-Tracks kann man eigentlich nur Projekte angehen, bei denen man sich relativ sicher ist, dass sie innerhalb von 2-3 Jahren Früchte tragen. Mit der Planungssicherheit als Tenured-Faculty diskutiere ich mit meinem Team nun Projektideen, die wesentlich ambitionierter sind und teilweise weit über diesen Zeithorizont hinausgehen. Man könnte sagen jetzt beginnt erst so richtig die Arbeit an der Mission des CISPA: die wirklich großen Herausforderungen der Cybersicherheit anzugehen.

Vielen Dank für das Gespräch Swen.