E-mail senden E-Mail Adresse kopieren

2025-06-11
Felix Koltermann

CISPA-Faculty Dr. Sebastian Stich wird Tenured-Faculty am CISPA

Nachdem er im Dezember 2021 ans CISPA kam, hat Sebastian Stich nun erfolgreich den sogenannten Tenure-Track durchlaufen. Nach positiver Evaluation seiner Forschungsleistungen bekommt er jetzt eine Stelle als leitender Wissenschaftler auf Lebenszeit. Im Gespräch erzählt der CISPA-Faculty uns davon, was dieser Schritt für ihn bedeutet und was die Themen sind, die ihn am CISPA beschäftigen.

Zu allererst herzlichen Glückwunsch zum neuen Status als Tenured-Faculty. Welche Bedeutung hat es für Dich, diesen Karrierepunkt erreicht zu haben?

Für mich ist das ein wichtiges Ziel, auf das ich sehr lange hingearbeitet habe. Von daher bin ich sehr froh, dies jetzt erreicht zu haben. Ich bin auch sehr dankbar für die Wertschätzung meiner Arbeit durch die Kolleg:innen im Feld. Ihre Empfehlung für den Tenure-Status ist für mich eine besondere Auszeichnung und Ehre.

Was macht die Arbeit am CISPA für Dich besonders?

Ich bin in einem Bereich tätig, der nicht direkt zum Kernbereich der Informationssicherheit am CISPA gehört. Umso mehr freut es mich, dass das CISPA im Bereich maschinelles Lernen weiter expandiert, da dieser Bereich großes Potenzial bietet, um neue Perspektiven auf Informationssicherheit zu eröffnen. Es war toll, die letzten Jahre aktiv am Wachstum der beiden Forschungsbereiche des CISPA in diesem Bereich beteiligt gewesen zu sein. Die Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen und den Doktorand:innen ist fantastisch. Die Möglichkeiten, die das CISPA Doktorand:innen bietet, sind sehr attraktiv und waren für mich auch ein Grund, mich für das CISPA zu entscheiden. 

Was waren denn die wichtigsten Forschungsthemen, die Dich während Deiner Tenure-Track-Phase beschäftigt haben?

Ein wichtiges Thema war die Weiterentwicklung und Verbesserung der Algorithmen für föderiertes Lernen, das ich zusammen mit meinem ersten Doktoranden am CISPA, Xiaowen Jiang, bearbeitet habe. Föderiertes Lernen bedeutet, mehrere kleine Modelle so zu trainieren, dass sie effektiv zusammenarbeiten. Wir haben einen Algorithmus entworfen, der auch die Ähnlichkeit zwischen den verschiedenen Clients berücksichtigt. Das war auf jeden Fall ein Highlight der letzten Jahre. Aus theoretischer Perspektive ist das Ergebnis sehr elegant. Was wir noch ein bisschen verbessern können, ist der Transfer in die Praxis. Im Moment ist die Analyseentwicklung von Algorithmen noch ein recht theoretisches Projekt. Was wir in Zukunft noch stärken können, ist die Übertragung in Code, den auch Entwickler:innen herunterladen und in Anwendungen einsetzen können.

Was war Dein größter Erfolg in der Zeit am CISPA oder auf welchen Moment bist Du am meisten stolz?

Da gibt es schon einige Momente. Hervorheben müsste man sicher den ERC-Grant. Der Weg dahin war auch nicht ganz einfach. Zu Anfang meiner Zeit am CISPA habe ich mich auf einen ERC Starting Grant beworben, wurde aber nicht ausgewählt. Im darauffolgenden Jahr habe ich es dann nicht gleich wieder probiert. Ich brauchte Zeit, über das Feedback nachzudenken. Umso glücklicher war ich, als es dann im letzten Jahr mit dem ERC Consolidator Grant geklappt hat. Dieser Erfolg wäre ohne die Unterstützung meines Teams und die inspirierende Zusammenarbeit mit meinen Kolleg:innen am CISPA nicht möglich gewesen.

Worauf willst Du Dich in den nächsten Jahren in Deiner Forschung konzentrieren?

Die Arbeit am mit dem ERC Grant geförderten Projekt „Collaborative Minds“ wird meine Forschungsgruppe sicher viel beschäftigen. Wir werden uns in dem Projekt mit kollaborativem Lernen beschäftigen. Ziel ist ein System zu schaffen, wo verschiedene Modelle des maschinellen Lernens voneinander lernen und profitieren können. Da gibt es verschiedene Aspekte, die ich mir mit einzelnen Doktorand:innen anschauen werde.

Und was wir auch als Ziel anvisiert haben, ist der Technologietransfer. Wir haben in den letzten Jahren qualitativ hochwertige Projekte mit stark theoretischer Ausrichtung umgesetzt. Jetzt überlege ich, was unsere Ergebnisse für die Gesellschaft bedeuten und wie End-Anwender:innen davon in fünf oder zehn Jahren profitieren können. Ganz konkret ist dieser Plan noch nicht, aber wenn ich mich an den Tenured-Status gewöhnt habe, werde ich mich darin vertiefen und einen Post-Doc oder Doktoranden suchen, der sich darauf konzentriert.

Wird sich etwas an Deiner Arbeit ändern, jetzt wo Du „tenured“ bist?

Das ist nicht so einfach zu sagen. Ganz unmittelbar wird sich sicher nichts verändern. Der Tag läuft ja immer noch ähnlich oder gleich ab. Was ich in Zukunft als Thema sehe, vor allem wenn meine Gruppe in den nächsten Jahren weiterwachsen wird, ist ein bisschen an meiner Effizienz in der Betreuung zu arbeiten. Ich habe im letzten Jahr gemerkt, dass die administrativen Zusatzaufgaben stark zugenommen haben. In Zukunft möchte ich darauf achten, dass dies nicht überhandnimmt und mir genug Zeit zum Forschen bleibt. Da muss ich eine gesunde Balance finden. 

Vielen Dank für das Gespräch.