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2023-12-07
Annabelle Theobald

Folge 26 von CISPA TL;DR ist online: Dañiel Gerhardt spricht über AirTags

AirTags sind kleine Standort-Tracker zum Wiederfinden verlegter Brieftaschen oder Schlüssel und finden derzeit reißenden Absatz. So praktisch sie auch sind, AirTags sind auch ein nützliches Instrument für Stalker. Nie war es so einfach, einen Menschen auf Schritt und Tritt zu verfolgen. In die Tracker eingebaute Funktionen, die genau das verhindern sollen, sind laut CISPA-Forscher Dañiel Gerhardt noch nicht so gut, wie sie sein könnten – zumindest ist das die Prämisse für seine Forschung zu diesem Thema. Im Podcast reden wir darüber, wie AirTags funktionieren, welche “Anti-Stalking-Features“ es schon gibt und warum diese oft nicht ausreichend vor Missbrauch schützen.

Standort-Tracker gab es auch schon vor Apples AirTags, aber selten funktionierten sie so gut. Der Grund: Ein Großteil aller Apple-Geräte bildet gemeinsam das sogenannte Find-My-Netzwerk, das eine ständige Ortung ermöglicht. Die AirTags senden ein Bluetooth-Signal, das von diesen Geräten erkannt wird. Diese teilen wiederum den Standort via iCloud den Besitzer:innen mit. „Viele Menschen wissen gar nicht, dass es AirTags gibt und somit auch nicht, welche ungewollten Nebeneffekte damit einhergehen können“, sagt Gerhardt. Ungewollte Nebeneffekte meint in diesem Fall: Straftaten wie Stalking oder Diebstähle. Denn bei einem Durchmesser von gerade mal 31 Millimeter und einer Dicke von 8 Millimeter fallen die Standorttracker kaum auf und können ganz leicht an Autos, Taschen oder Fahrrädern angebracht werden. Und das Angebot wird noch wachsen: Auch Hersteller wie Google oder Samsung haben bereits angekündigt, ähnliche Tracker auf den Markt zu bringen.

Apple hat durchaus Anstrengungen unternommen, um den Missbrauch von AirTags zu verhindern. So ertönt ein Warnton, wenn AirTags lange von ihren Besitzer:innen getrennt sind. Zudem weisen Notifikationen auf dem Smartphone Menschen daraufhin, wenn ein fremdes AirTag länger in unmittelbarer Nähe ist. „Leider sind diese Anti-Stalking-Funktionen aus meiner Sicht noch nicht effektiv genug. Zum Beispiel kommt der Hinweis oft erst sehr spät. Und wenn ich schon zuhause bin und ein:e Stalker:in bereits weiß, wo ich wohne, hilft er mir nicht mehr viel“, sagt Gerhardt. Ebenso sei der Warnton leicht zu überhören, wenn sich Menschen nicht gerade in einer leisen Umgebung aufhalten. Solche und ähnliche Beobachtungen will Gerhart mit seiner Forschung untermauern und damit den Grundstein legen, die Anti-Stalking-Funktionen von AirTags künftig zu verbessern.

Eine Empfehlung zu geben, wie sich Nutzende bis dahin verhalten sollen, ist laut dem Forscher nicht so ganz einfach. Denn die Technik ist in der Welt, wird massenhaft verkauft und wird sich zukünftig mit den Produkten der anderen Hersteller vermutlich noch weiter verbreiten. „Das Problem wird also eher noch größer.“ In ständiger Unsicherheit leben und sich dauernd verfolgt fühlen, muss sich dennoch niemand. „Aber ein bisschen Vorsicht und Achtsamkeit kann nicht schaden. Es liegt aber an uns, den Leuten, die solche Technik erschaffen, auch dafür zu sorgen, dass sie niemandem Nachteile bringen“, sagt Gerhardt.

Wer mehr über das Thema und seine Forschung wissen will, sollte sich die neueste Folge von CISPA TL;DR anhören.

TL;DR, Abkürzung für “To Long Didnt‘ Read”, ist der CISPA Podcast, mit „Women in Cybersecurity“ als Special Edition. Wir sind damit seit 2022 On Air und auf allen gängigen Podcastplattformen. Jeden Monat sprechen wir mit CISPA-Forscher:innen über ihre Arbeiten zu Cybersicherheitsthemen und künstlicher Intelligenz und versuchen ihnen genau die Fragen zu stellen, die sich die Hörer:innen auch stellen. Unser Ziel ist, komplexe Themen in einfacher Sprache zu erklären. Da am CISPA Menschen aus 45 Nationen arbeiten, werden die Gespräche mal auf Deutsch, mal auf Englisch geführt.