Methodenkompetenz: DNA erfolgreicher Forschung
Es mag erstaunen, an einem Cybersicherheitszentrum auf Psycholog:innen und Sozialwissenschaftler:innen zu treffen. Dahinter steckt jedoch eine einzigartige Idee: die Schaffung einer eigenen Abteilung mit qualifiziertem Personal für die Beratung in sozialwissenschaftlichen Methoden und das Management von Forschungsinfrastruktur. Umgesetzt wurde das Projekt vom Psychologen Dr. Michael Schilling. Im Jahr 2020 wurde er von CISPA-Gründungsdirektor und CEO Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Backes mit der Leitung betraut. Heute hat die Abteilung Empirical Research Support (ERS) acht Mitarbeiter:innen, darunter sechs Psycholog:innen, ein Statistiker und ein Soziologe, sowie eine gute Handvoll studentischer Hilfskräfte.
Das Selbstverständnis seiner Arbeit beschreibt Abteilungsleiter Schilling folgendermaßen: „Mir persönlich geht es darum, ganz grundsätzlich die Forschungsmethodik und die wissenschaftliche Präzision im Bereich der verhaltensbezogenen Forschung zur IT-Sicherheit zu verbessern. Das CISPA kann in dieser Hinsicht einen großen Einfluss haben, indem wir das Thema insgesamt vorantreiben und unseren Forschenden konkretes Methodenwissen und die notwendige Infrastruktur an die Hand geben.“ Die Expertise seiner Abteilung deckt dabei den gesamten Lebenszyklus eines Forschungsprozesses ab, von der Entwicklung des Studiendesigns über die Auswahl der Forschungsmethodik bis hin zur Datenanalyse und dem methodologischen Korrekturlesen.
Als Kernaufgabe der Abteilung beschreibt Schilling die Beratung bei wissenschaftlichen Fragestellungen sowie die konkrete Mitarbeit an Projekten. „Dies kann bis zur Co-Autorschaft bei einer Studie reichen“, erzählt er. Das ERS-Team deckt in seiner Beratung ein breites Spektrum an Forschungsmethoden ab, von Interviews über Umfragen und Diskursanalysen bis hin zu Experimenten und Eye-Tracking. Dazu gehören auch verschiedene Verfahren der Datenanalyse, wie zum Beispiel die qualitative Inhaltsanalyse oder statistische Hypothesentest. Im Idealfall wird sein Team dabei möglichst früh eingebunden, erklärt der Psychologe. „Denn sobald die Daten erhoben sind, lässt sich kaum noch was ändern“, so Schilling weiter. „Wir sind gleichwohl offen, in jedem Stadium einer Studie dazuzukommen und zu schauen, wo und wie wir unterstützen können.“
Die zweite Säule der Abteilungsarbeit bildet die Bereitstellung von Forschungsinfrastruktur. So stellt die Abteilung zum Beispiel zentrumsweiten Zugang zum Umfragetool Qualtrics zur Verfügung. Des Weiteren bietet die Abteilung Lizenzen für Programme zur qualitativen Datenanalyse an, wie etwa Atlas.ti. Ergänzt wird dies durch Einführungsangebote zu den verschiedenen Tools. Darüber hinaus kann auch die Kompensation von Studienteilnehmenden vom ERS-Team organisiert werden. „Letztlich geht es darum, so viel wie möglich vom Verwaltungsaufwand von den Forschenden wegzunehmen, damit diese sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können: das Forschen“, so Schilling.
Ein gutes Beispiel, wie das ERS-Team Dienstleistungen für das Zentrum mit eigener Forschungstätigkeit verknüpft, ist eine 2023 durchgeführte, vergleichende Studie über Transkriptionsservices. Als Ausgangspunkt nahm das Team die Frage, ob den CISPA-Forschenden eher manuelle oder KI-gestützte Transkriptionsservices zu empfehlen sind. Mit der Studie konnte das ERS-Team den Kolleg:innen im Haus nicht nur eine datengestützte Empfehlung geben, sondern die Ergebnisse auch als Poster auf der renommierten IT-Konferenz CCS vorstellen und damit in die Forschungscommunity tragen. Eine Win-Win-Situation also, die auch für den Erfolg der Abteilung als Ganze steht.
Mit dem CISPA Zine geben wir euch Einblicke in wichtige Entwicklungen, Arbeitsbereiche und die Forschung des CISPA Helmholtz-Zentrums für Informationssicherheit. Das spielerische Design, die ungewöhnliche Faltung sowie ein Poster, kombiniert mit kurzen, knackigen Texten sind die Merkmale dieser Publikation.