DeepSign testet seine KI bei neuem Pilotkunden
„Der Mensch ist super individuell.“ Wir haben unterschiedlich lange Finger, unterschiedlich geformte Gelenke, unterschiedliche Motorik. „Selbst wenn zwei Personen dieselbe Taste mit dem gleichen Finger drücken, dann dauert es bei dem einen länger als bei dem anderen“, erklärt Nils Vossebein, Mitgründer von DeepSign.
Diese Einzigartigkeit macht sich das Startup zunutze. Mittels maschinellen Lernens können sich Personen einzig und allein durch die Computernutzung identifizieren. „Wir stellen die Verbindung zwischen dem Computer und dem Anwender her“, sagt Nils. Acht bis zehn Interaktionen, wie beispielsweise ein Tastenanschlag, ein Klick, eine Mausbewegung, braucht es, um den Menschen zu erkennen. Was entsteht ist ein Wert, der misst, wie wahrscheinlich es ist, dass ein berechtigter Nutzer vor dem Bildschirm sitzt. Nils: „Valide Nutzer haben in der Regel einen Wert von 90 bis 95 Prozent. Fremde Nutzer liegen deutlich darunter. In der Pilotphase haben wir alles unter 80 Prozent als Angreifer definiert.“ Bemerkt der Computer dann eine fremde Person vor dem Computer, kann dieser sich automatisch sperren. „Es ist wirklich sehr schwer, die individuelle Nutzung zu imitieren, gerade beim Tippen“, erläutert Nils und fügt hinzu: „Die Tastaturbenutzung ist als biometrisches Merkmal anerkannt.“
Weitere Schritte sind unter anderem das System insoweit mit Informationen zu füttern, dass ein Nutzer auch während der Fahrt im Zug erkannt wird, oder bei der Verwendung unterschiedlicher Tastaturen und Mäuse. Außerdem beschäftigt sich das Startup mit der Nutzung von Touchpads.
„Je öfter unterschiedliche Geräte und Arbeitsorte genutzt wurden, umso schärfer wird das Profil. Das System lernt, eine Person zu erkennen. Man muss es trainieren“, sagt Nils.
Erst kürzlich hat DeepSign einen Pilotkunden gefunden. Seit März 2022 ist die Technologie bei einem Betrieb aus dem IT-Sektor im Einsatz. 20 Personen testen das System für mehrere Monate, um Fehler zu finden und Hinweise für einen vereinfachten Prozess zu liefern.
Bislang soll die Technologie einen zweiten Faktor bei der Multi-Faktoren-Authentifizierung ersetzen. „Viele Firmen, mit denen wir gesprochen haben, haben den zweiten Faktor wieder abgeschafft, weil es zu umständlich war“, erzählt Nils. Viel praktischer ist es daher: Einfach einloggen und sicher sein. Der Computer weiß, dass man am rechten Platz ist.