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2023-11-13
Patricia Müller

Xpect: "Die Anforderungen hinsichtlich Traction haben sich in letzter Zeit erheblich verschärft."

Sieben unserer Inkubator-Startups haben sich um eine erste Investition aus dem CISPA Venture Capital Fonds beworben und durchlaufen derzeit den Due-Diligence-Prozess von Sustainable & Invest. Welche Herausforderungen diese Prüfung mit sich bringt und wie die Startups diese meistern, erzählen sie uns in unserer Interview-Serie. Teil 4: Xpect, Mathias Bauer

Mathias, du hast bereits mehrere Startups gegründet und hattest Kontakt zu etlichen Investor:innen. Inwiefern hilft dir deine Erfahrung bei der aktuellen Due Diligence mit Sustainable & Invest?

Mathias Bauer: Man hat in den vorherigen Gesprächen natürlich gesehen, worauf die Investoren Wert legen und welche Fragen sie stellen. Das hilft auf jeden Fall, um auf bestimmte Reaktionen vorbereitet zu sein und dann gegebenenfalls eine passende Argumentation liefern zu können. Insbesondere die Anforderungen hinsichtlich Traction haben sich da in letzter Zeit erheblich verschärft.

Welche Gedanken bringst du in den Prozess mit ein? Wie entscheidest du von deiner Seite, ob ein:e Investor:in gut zum Unternehmen passt?

Mathias Bauer: Ich muss natürlich vorher wissen, was ich suche. Geht es „nur“ um Geld, oder benötige ich darüber hinaus auch Zugang zu einem Netzwerk von Kunden und/oder Anwendungsexperten? Brauche ich strategische Unterstützung beim Marktangang oder der Strukturierung meines Unternehmens usw.? Je nachdem, an welchen Produkten ich arbeite, kann die Entscheidung da in jedem Fall komplett unterschiedlich ausfallen. Für eine sehr generische Technologie sieht die Sache ganz anders aus als für eine konkrete Anwendung in einer bestimmten Domäne. Und schlussendlich muss natürlich die Chemie stimmen. Wenn man das Gefühl hat, dass die andere Seite nicht mit offenen Karten spielt oder die eigene Leistung nicht richtig wertschätzt, sollte man vermutlich lieber die Finger davon lassen. Andererseits darf man aber natürlich nicht aus den Augen lassen, dass die Investoren auch ihren Job machen. Und einen guten Preis auszuhandeln, gehört dann selbstverständlich dazu. Das darf man dann auch nicht persönlich nehmen.

"Und schlussendlich muss natürlich die Chemie stimmen."

Dr.-Ing. Mathias Bauer
Vorstandsvorsitzender, Xpect AG

Ein Tipp für andere Startups, denen die Due Diligence noch bevorsteht:

Mathias Bauer: Der wichtigste Punkt aus meiner Sicht ist es, sich nicht selbst in Zugzwang zu bringen, indem ich mein Unternehmen vor der Finanzierungsrunde unnötig aufblähe und dann erhebliche Fixkosten habe. Oder indem ich mich zu spät um einen Investor kümmere. Es gibt zwar immer wieder Investoren, die erstaunt sind, dass man sich schon ein halbes Jahr vor Ende der Runway um eine Anschlussfinanzierung kümmert, aber diese Zeit sollte man sich auf jeden Fall nehmen – allein schon, um nicht aus Zeitdruck einem ungünstigen Deal zustimmen zu müssen. Und daher ist es auch wichtig, immer einen Plan B zu haben – Gespräche mit mehr als einem Investor, alternative Finanzierungswege und einen Notfallplan, wenn tatsächlich gar nichts laufen sollte.