Über den Traum, endlich ein Startup zu gründen
Wofür manche Firmen einen Berater oder ein großes Team brauchen, hat Alexander Busse eine Plattform entwickelt, die die IT von mittleren und kleinen Unternehmen sicherer macht – eine automatisierte Beratung also. Mittels Expertensystem wird die Bedrohungslage analysiert, Maßnahmen vorgeschlagen und Prozesse dokumentiert. Das System basiert auf einer KI-Lösung und wird als SaaS-Lösung angeboten. Im Interview erzählt uns Alex mehr über sein Startup Cybervize.
Neben einem Telekommunikationsanbieter und zwei Banken stehen auch drei große Beratungsunternehmen in deinem Lebenslauf. Man könnte meinen, mit deiner langjährigen Erfahrung in der Beratungsbranche machst du nicht nur einem deiner vorherigen Arbeitgeber Konkurrenz. Ist das so?
ALEXANDER BUSSE: Ich bin schon seit langer Zeit in der IT-Branche und im Bereich Cybersecurity tätig. Damals war das eine Nische, die noch nicht so im Fokus stand und Hacker waren eher als kreative Technik-Enthusiasten bekannt. Durch meine Tätigkeit in der Beratung konnte ich jedoch erkennen, wie wichtig der menschliche Faktor in diesem Bereich ist und wie wichtig es ist, Prozesse und Risiken im Blick zu haben. Diese Erkenntnisse machten mich zu einem gefragten Experten und ermöglichten mir eine erfolgreiche Karriere. Aber ich bin nicht stehen geblieben und habe mich stets weiterbilden und verbessern wollen.
In einem Seminar habe ich einmal tief in mich hineingeschaut und herausgefunden, was mich wirklich antreibt. Während viele Teilnehmer auf die Liebe und Anerkennung durch andere setzten, ist es für mich die größte Befriedigung, Herausforderungen zu meistern und Dinge zu verbessern. Es bringt mir ein großes Gefühl von Zufriedenheit und Stolz, wenn ich ein Problem löse und das Ergebnis besser wird als zuvor.
Meine Arbeit hat mir gezeigt, dass Cyberkriminalität, und insbesondere Ransomware-Angriffe, eine ernsthafte Bedrohung für Unternehmen und die Gesellschaft darstellen. Unternehmen jeder Größe sind potenziellen Angriffen ausgesetzt und mittelständische Unternehmen sind ebenso gefährdet wie große Unternehmen. Doch gerade für Mittelständler ist es schwierig, gute Cybersecurity-Fachkräfte oder Beratung zu erhalten, da die Budgets von mittelständischen Unternehmen oft geringer sind als die von großen Unternehmen. Doch ein einziger Angriff kann ihre Existenz aufs Spiel setzen. Ich sehe darin eher eine Ergänzung als eine Konkurrenzsituation. Mittelständische Firmen sind in der Regel nicht die Zielkunden meiner früheren Arbeitgeber und durch die Verwendung von KI-Automatisierung erfüllt Cybervize die Bedürfnisse dieser Unternehmen auf eine einzigartige Weise. Darüber hinaus brauchen wir Automatisierung, da wir in Deutschland einen Fachkräftemangel haben. Ich sehe es als Chance, dieses Problem anzugehen und zu verbessern.
Eine Besonderheit der Cybervize-Plattform scheint die „moderierte Community“ zu sein. Ist das so? Und kannst du dazu noch ein wenig erzählen?
ALEXANDER BUSSE: Die Cybervize-Plattform dient der Unterstützung bei der praktischen Umsetzung von Cybersecurity-Maßnahmen. Sie bietet eine Community, in der Wissen zur Verfügung gestellt wird und in der Fragen zu konkreten Umsetzungen gestellt werden können. Diese Fragen werden von unseren Mitarbeitern oder anderen Teilnehmern beantwortet. Alle Beiträge werden auf Qualität geprüft und archiviert, so dass das Wissen ständig wächst. Jeder Kunde hat Zugang zu diesem Bereich und kann hier Hilfe bei der Umsetzung finden sowie Erfahrungen und Lösungen mit anderen Teilnehmern diskutieren.
2021 hast du deine Position als Equity Partner bei einem der weltweit größten Beratungsunternehmen verlassen, um deine Ideen und die Leidenschaft für Cybersecurity im eigenen Startup aufgehen zu lassen. Du hast also konsequent Karriere gemacht. Was hat dir an deinem vorherigen Arbeitsleben nicht gefallen?
ALEXANDER BUSSE: Ich habe mich mit meiner Arbeit immer wohlgefühlt, aber ich habe immer darauf gehofft, dass ich mit jedem Schritt in meiner Karriere mehr Möglichkeiten bekommen würde, meine eigenen Vorstellungen und Ideen umzusetzen und selbstbestimmt zu sein. Jetzt, da ich mein eigenes Unternehmen gegründet habe, habe ich das Gefühl, dass ich meiner Bestimmung und meinen Zielen viel näher gekommen bin. Rückblickend betrachtet, würde ich jedoch sagen, dass ich zu lange gewartet habe, um diesen Schritt zu machen und meine Träume zu verwirklichen. Ich bin unglaublich dankbar für die Erfahrungen und die Lernmöglichkeiten, die mir meine Karriere bisher geboten hat, und ich bin gespannt darauf, was ich noch alles lernen kann mit meinem eigenen Unternehmen.
Wie lange gibt es den Gedanken zu Gründen schon in deinem Kopf?
ALEXANDER BUSSE: Ich habe bereits während meines Studiums mein Interesse an unternehmerischen Aktivitäten gezeigt, indem ich ein kleines Software-Entwicklungs-Unternehmen gründete. Als ich dann später Partner wurde, erkannte ich jedoch, dass ich meine Vision, die Verbesserung der Cybersecurity für Unternehmen jeder Größe, in diesem Umfeld nicht vollständig verwirklichen konnte. Deshalb entschied ich mich, auf eigene Faust weiterzumachen und meine Vision in die Tat umzusetzen. Ich gründete ein Unternehmen, das sich ganz auf die Verbesserung der Cybersecurity für Unternehmen konzentriert und bin überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war.
Die Idee, ein eigenes Unternehmen zu gründen, entstand einfach aus meiner Leidenschaft für Cybersecurity. Ich wollte meine Ideen und Visionen in diesem Bereich umsetzen und dafür brauchte ich die Freiheit und die Möglichkeiten, die eine eigene Firma bietet. Es ging also nicht darum, eine besonders lukrative Idee zu finden, sondern darum, meine Passion auszuleben und meinen Beitrag zur Cybersecurity-Branche zu leisten.
Mir ist aufgefallen, dass du dein Wissen auch sehr gerne weitergibst. Die Hilfe zur Selbsthilfe zieht sich wie ein roter Faden durch deinen Werdegang der letzten Monate: Du bist nebenbei auch Dozent und Podcaster. Und du unterstützt aktiv Frauen, die sich für Cybersecurity interessieren.
ALEXANDER BUSSE: Ich denke, dass Wissen teilen ein wichtiger Aspekt des Lernens und Wachsens ist. Wir bauen alle auf dem Wissen auf, das wir von anderen erhalten haben und ich empfinde es als meine Verantwortung, das gelernte Wissen an andere weiterzugeben. Ich hatte nie Angst, dass ich dadurch einen Vorsprung verlieren könnte, im Gegenteil, ich finde es faszinierend, wie man durch das Teilen von Wissen noch mehr Inspiration bekommen kann. Das Wissen wird dadurch nicht weniger, sondern wächst stattdessen weiter. Und ich denke, dass es wichtig ist, Frauen in der Cyberbranche zu unterstützen und zu fördern, da sie oft unterrepräsentiert sind. Ich glaube, dass eine ausgewogene Geschlechterverteilung in Teams zu einer besseren Arbeitsumgebung und zu besseren Ergebnissen führt. Ich versuche daher aktiv, Frauen für Cybervize zu gewinnen. Ich bin der Meinung, dass dies ein wichtiger Schritt ist, um die Branche insgesamt zu diversifizieren und zu stärken. Ich bin sehr stolz darauf, dass in meinem früheren Team Frauen auf gleicher Augenhöhe mit Männern arbeiten konnten und ich hoffe, dass dies auch bei Cybervize der Fall sein wird.