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2023-03-09
Felix Koltermann

Ein Spiel programmieren, das sich nicht gewinnen lässt

Zwei Wochen lang Einblick in die reale Arbeitswelt bekommen, das ist das Ziel eines Schülerpraktikums. Dass dies nicht nur für die Schüler:innen, sondern auch für die Forschenden von Gewinn sein kann, zeigt die Arbeit des Eppelborner Schülers Max Müller in der Forschungsgruppe von CISPA-Faculty Dr. Michael Schwarz.

Ein Büro im zweiten Stock des CISPA-Hauptgebäudes. Vier große Tische, spartanische Büromöbel und große mit Laptops verbundene Monitore prägen den Raum. Für zwei Wochen ist hier der Arbeitsplatz des 14-jährigen Max. Um ihn herum sitzen an manchen Tagen drei Doktoranden, zum Teil nur ein knappes Jahrzehnt älter. Max‘ Aufgabe im Praktikum ist es, ein Spiel zu programmieren. Für Max nichts Neues, hat er doch bereits Erfahrung mit dem Spiele-Editor Godot gemacht. „Ich habe oft Ideen für eigene Spiele“, erzählt er im Gespräch. Dieses Mal war die Aufgabe, ein Spiel zu programmieren, das sich nicht gewinnen lässt.

Das Spiel mit den Wörtern

Das von Max entwickelte Spiel erfordert, möglichst schnell und absolut fehlerfrei Wörter einzutippen, die auf einem rechteckigen Spielfeld von oben einfliegen. Als grafisches Element hat er oberhalb der Wörter 2D-Grafiken von Raumschiffen eingefügt. Je länger das Spiel dauert, desto mehr Wörter kommen dazu und umso schneller bewegen sich die Raumschiffe durch das Spielfeld. Und umso schneller müssen natürlich die Spieler:innen die Wörter fehlerfrei eintippen, ansonsten hat man verloren. Denn es gibt nur drei Leben. Was sich einfach anhört, stellt sich in der Praxis als ziemlich schwierig heraus. „Ich habe 30 Sekunden geschafft“, erzählt Max und lacht. Nicht genug für die über 100 Wörter, auf denen das Spiel basiert.

BU Test | © Tobias Ebelshäuser

©Tobias Ebelshäuser

 

Auf die Möglichkeit, am CISPA sein Schülerpraktikum zu absolvieren, ist Max über eine einfache Google-Suche gestoßen und hat sich über das Jobportal für das Praktikum beworben. Damit ist er einer von 6 Schülerpraktikant:innen, die im 1. Quartal 2023 im CISPA Cysec Lab oder in einer Forschungsgruppe in die Arbeit am CISPA hineinschnuppern konnten. Max interessierte vor allem das Thema Cybersecurity. „Das ist ja ein Thema, mit dem man jeden Tag zu tun hat“, meint er. Max besucht die 9. Klasse des Johannes-Kepler-Gymnasiums in Lebach. Seit der 8. Klasse hat er den MINT-Zweig gewählt und belegt dort auch das Fach Informatik. Aber die Grundlagen des Programmierens hat sich Max selbst beigebracht und schon verschiedene Webseiten und Spieleprojekte realisiert. Nur als richtiges Hobby, würde er das Programmieren nicht beschreiben. Denn das ist vor allem das Schachspielen. Max spielt beim SC 1929 Eppelborn und ist U16-Saarlandmeister.

Einsatz des Spiels am CISPA

Die Aufgabe, die sich Max‘ Praktikumsbetreuer Michael Schwarz für ihn überlegt hat, war so gestaltet, dass das Ergebnis in verschiedenen Bereichen des CISPA von Nutzen sein kann. So kann das Spiel unter anderem für die Arbeit im CISPA Cysec Lab genutzt werden. Neben Workshops gibt es dort für Schüler:innen und Interessierte die Möglichkeit an Mitmachstationen und Rätseln mehr rund um das Thema Cybersicherheit zu lernen. Mit einem manuell nicht lösbaren Spiel wäre dann die Frage verbunden, ob es durch ein Programm überlistet werden kann. Aber auch bei den Forschungsaktivitäten von Schwarz‘ Forschungsgruppe wird das Spiel Verwendung finden. Wie genau, kann er zwar nicht verraten. Aber es soll in einem Projekt zum Einsatz kommen, in dem es um die Frage geht, wie Spiele das Gefahrenbewusstsein von Menschen beeinflussen. Das Spiel soll dort dazu dienen, eine Sicherheitslücke zu demonstrieren.

Schülerpraktika zeigen jungen Menschen schon früh, welche Karrieremöglichkeiten es in der Wissenschaft und ganz konkret am CISPA gibt. „Wichtig ist, dass wir den Nachwuchs früh für diese Themen begeistern“, so Schwarz. Und auch seine Doktoranden profitierten von der Arbeit mit den Schüler:innen. „Sie lernen dabei, etwas verständlich zu erklären und Feedback zu geben und stärken damit ihre Softskills“, erzählt er. Also eine Win-Win Situation für alle. Interessierte Schüler:innen können sich über die Karriereseite bewerben und idealerweise schon ihre Interessen mit angeben. „Am CISPA sind sowohl freiwillige als auch klassische Pflichtpraktika möglich. Das Team des Cysec Lab wählt die Kandidaten aus und sucht für die Schüler:innen ein passendes Projekt, entweder im Cysec Lab selbst oder in einer der Forschungsgruppen des CISPA, so wie bei Max“ erklärt Andrea Ruffing, Leiterin des Cysec Labs. Wohin bei Max die Reise gehen soll, weiß der 14-Jährige zwar noch nicht so genau. Aber das Praktikum hat ihm in jedem Fall Spaß gemacht und ihn weiter für das Programmieren eingenommen. Für ihn geht es jetzt erst mal darum, sich zu überlegen, wie er das Gelernte in der Schule präsentieren kann.